Freitag, 14. März 2008

Frühlingserwachen


Welch doppeldeutiger Titel :) Der Frühling kommt so langsam aus seinem Winterschlaf gekrochen und zeigt sich mit den ersten Frühblühern, bei uns im Hof stehen drei kleine Narzissen und dazwischen zarte Krokusse. Der Kastanienbaum trägt Knospen, die von Tag zu Tag größer werden, und nun lugen schon die ersten weiß-rosa Spitzen heraus.
Und zugleich probt meine Theatergruppe "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind. Ein Stück über die konservative Gesellschaft um die Jahrhundertwende, über drei Jugendliche, die unaufgeklärt und unsicher ihre Pubertät erleben und teilweise daran zerbrechen. Am Ende sind zwei tot und der letzte wird durch einen Unbekannten zum Leben verführt. Diesen Unbekannten spiele ich und habe gestern abend erstmalig ein wenig Text aus der Szene auswendig gelernt. Das Foto zeigt die Stimmung in meinem kleinen Boudoir, als ich, die Füße an die Heizung gelehnt, auf meinem weißen Metallstuhl sitzend, im Kerzenschein mit Schokolade und einem Glas Wasser in das Stück vertieft, die Rolle inhaliert habe. Nach so langer Theaterabstinenz war das gar nicht mal so einfach, plötzlich wieder etwas auswendig zu lernen. Auch die Schulzeiten sind ja nun ein Weilchen vorbei und ich studiere auch nicht. Aber immerhin habe ich ein bißchen was geschafft und bin begeistert von der Rolle des coolen, erhabenen, großkotzigen und gleichzeitig sehr siegessicheren Unbekannten, der über den Dingen steht und sowieso Recht hat. Eine Rolle ganz nach meinem Geschmack.:) Die zweite Rolle, die ich spiele, ist die Mutter eben dieses Jungen, der am Schluss übrigbleibt. Eine Frau, die ihren Sohn über alles liebt und sein selbständiges Denken und Handeln immer gefördert hat, bis sie am Schluss erkennt, dass er vielleicht zu viele Freiheiten genossen hat. Die Rollen in diesem Stück sind großartig, sie entwickeln sich, sie haben eine Eigendynamik und einen Witz, der mich immer wieder fasziniert.
Auch unsere Theaterguppe ist traumhaft, die unterschiedlichsten Leute kommen dort zusammen, und jeder freut sich auf die anderen, auf das Ende der Woche, auf den Sonntagnachmittag, an dem jedes Mal geprobt wird. Nach einigen Treffen, bei denen wir uns kennenlernten, tranken, Spaß hatten und viel redeten, wurde das Stück ausgesucht, dann die Rollen verteilt und Probegelesen und seit 2 Wochen haben wir einen Probenraum gemietet, in dem wir uns austoben können. Und es macht sehr viel Spaß und es kommt mittlerweile auch viel bei rum. In zwei Tagen ist wieder Probe und ich als Regisseurin und Organisatorin habe schon ein straffes Programm erstellt, damit wir in kurzer Zeit viel schaffen. Im Sommer soll das Stück dann aufgeführt werden und es wird garantiert großartig!