Dienstag, 16. September 2008

Norddeich


Die Nordsee ist wahnsinnig erholsam. Das muss ich gleich als erstes sagen. Weite soweit das Auge reicht. Da ist nichts. Das Meer ist ja so oft weg und dann ist da nur der Deich und weite Wiesen mit wunderbar weichem, sattgrünem Gras. Und wenn man sich da fallen lässt, krabbeln keine nervigen Ameisen auf einem herum, sondern nur dann und wann ein kleiner, niedlicher Marienkäfer. Und es ist ruhig. So ruhig, das ist unglaublich. Besonders abends, kurz bevor die Sonne untergeht. Da steht die Welt still. Die Rentner sind festgefroren auf ihren Bänken, es weht keinerlei Wind, alle stehen und schauen zum Horizont, an dem der rote Ball langsam versinkt. Und sobald er weg ist, kommt wieder Bewegung hinein, alle machen sich auf in die umliegenden Restaurants, um leckeren Fisch in allen Variationen zu essen.
Am schönsten ist die Nordsee aber bei Wind und Wetter auf der Fähre. Ich kenne in der Natur kaum etwas großartigeres als so dicht am Wasser zu sein, heftige Windböen zu spüren, die meine Haare durcheinander wirbeln und um meine Ohren peitschen. Windböen, bei denen man sich Mühe geben muss, das Gleichgewicht zu behalten. Und dann das schäumende Meer, die Wellen, die Möwen, die die Fähre begleiten. Wir fuhren mit der Fähre nach Norderney, dort hatten es Wind und Wetter allerdings ein wenig übertrieben.
Im windstillen Totenstädtchen auf der Insel, inmitten von weißen Prachtbauten, vor einer Kapelle, die Swing im Rentner-Tempo spielte, vor der Kulisse eines Filmes, der in einer Art Nach-dem-Tod-Welt spielt, fand ich jedoch einen kleinen Schatz: Einen wunderschönen Laden, ganz bunt und romantisch, mit lauter Haben-Wollen-Sachen: Blechschilder und Figürchen, Matratzenkissen und Tassen, Bade-Konfekt und Spielzeug...ich konnte mich gar nicht dran sattsehen. Leider war der Laden nicht für meinen Geldbeutel, sondern eher für den der nervigen reichen Poloshirt-tragenden Touristinnen geeignet, die in Ballermann-Manier mit ihren passend gewandeten Männern umherzogen, albern lachten und dumme Lieder sangen. Am Strand war der Wind dann plötzlich wieder mit voller Wucht da, der Sand wehte uns in sämtliche Taschen und Kleiderfalten, in die Schuhe, unter die Mützen...die Kleider mussten wir danach erstmal ausrieseln lassen. Nach einer kurzen Pause mit Drachensteigen und Schaukeln machten wir uns wieder auf den Heimweg.
Den Rest unseres Urlaubs verbrachten wir mit dem Drachen, im Kino in Norden, im Schwimmbad, am Meer, in etlichen Restaurants und in unserer Ferienwohnung. Es war so herrlich, nichts zu tun zu haben...und ich freu mich schon, Norddeich wiederzusehen. Aber nächsten Herbst geht es erstmal nach Hiddensee!

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