Nach meinen 10 Tagen Schottland kann ich sagen: Schottland ist kalt, rau, windig, klar, voller Möwen, unpraktisch, freundlich und mittelalterlich.
Ich habe dort zusammen mit meinem Freund meine beste Freundin besucht, die dort ein Praktikum macht. Wir lebten mit in ihrer WG in Glasgow, eine faszinierende Altbauwohnung mit einem unvergleichlichen Charme...viel war kaputt, aber gleichzeitig hatte das auch schon wieder was. Nur die Kälte machte mir arg zu schaffen, ich hatte mit etwas milderen Temperaturen gerechnet (es ist ja schließlich Sommer) und deshalb eher dünnere und kürzere Klamotten mitgenommen. Das Klima war sehr herbstlich , aber auch klar und frisch.
Ich mochte die Luft, den Geruch nach Meer, Fish und Chips, Blumen und Abgasen. Nach zwei Eingewöhnungstagen in Glasgow ging es für einen Tag nach Edinburgh und meine Freundin hatte Recht: Glasgow ist authentischer. Edinburgh ist eher eine Touristenstadt, sehr sauber und ordentlich, schön, viele Vorzeige-Sehenswürdigkeiten und viele Besucher.
Glasgow dagegen hat mehr das ursprüngliche Volk, Studenten, sehr gut beleibte Party-Mädels, die jeden Abend 10 Junggesellinnen-Abschiede feiern, schottische Männer mit wenig Haaren, die ordentlich trinkfest sind, Kinder an Leinen, alte verschnörkelte Zäune, üppige Flora in den Vorgärten, keinen einzigen Buslinienplan, viele Sonderangebote und fettiges Essen.
Den nächsten Tag ging es mit dem rasenden Überlandbus, der etwas auf den Magen schlug mit seiner Geschwindigkeit, den Hügeln und abenteuerlichen Kurven, nach Oban, einem kleinen Städtchen am Meer. Von dort aus noch einmal eine Dreiviertelstunde mit der Fähre auf die Isle of Mull. Im Gepäck waren Sandwiches, Chips und Schoki, Tee und Wasser, Zelte und Schlafsäcke, Taschenlampe und warme Socken. Wir wollten eine Nacht dort im Freien verbringen und die Insel erkunden. Bei Sonnenschein kamen wir auf Mull an und keine 20 Minuten später begann es langsam zu nieseln. Wir waren noch froher Dinge und wanderten weiter, doch nach 2,5 Stunden waren wir trotz Regenjacken nass bis auf die Knochen, der Wind pfiff uns um die Ohren und es gab keine geschützte Stelle für unser (mittlerweile auch schon nasses) Zelt. Wir drehten um und gelangten zu einem der wenigen Häuser auf der Insel, klopften an die Hintertür und landeten bei einem Maler und seiner blinden Frau, zwei Töchtern und dem liebsten Blindenhund der Welt. Wir bekamen Tee und Kekse und unterhielten uns nett. Der Mann schlug vor, uns zurück zum Hafen zu fahren, das nahmen wir gerne dankend an. Zurück in Oban, mit der letzten Fähre angekommen, gab es jedoch keinen Bus mehr nach Glasgow. Und nach langem Suchen, Betteln und Flehen ergatterten wir am späten Abend durch großes Glück noch 3 Betten in einem gemütlichen Hostel.
Danach ging es wieder zurück nach Glasgow, meine Freundin stieg noch auf der Hälfte der Strecke aus, um im Sonnenschein ein wenig zu wandern und mein Freund und ich fuhren nach Hause, genossen eine warme Dusche und Würstchen mit Toast.
Die nächsten beiden Tage erkundeten wir noch die Stadt, machten Bilder, ich z.B. meine Zaun- und Blumenreihe, kauften Shortbread-Vorräte und aßen Unmengen Fish und Chips. Den letzten Abend verbrachten wir in geselliger Runde mit meiner Freundin und einem schottischen Bekannten bei einer leckeren Lasagne und schlechtem Whisky.
Dann ging es wieder nach Hause. Mir fehlt ab und zu die Stimmung, keine Verpflichtungen zu haben, durch die Gegend zu trotten, ohne Ziel, aber dafür mit Kamera.
Doch hier ist es warm und Big Berlin ist einfach durch nichts zu ersetzen. Aber Montag abend gehts ins Pub...;)
Freitag, 17. August 2007
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3 Kommentare:
Hey Platy,
na das klingt ja nach nach ner schönen und erlebnisreichen und dennoch relaxten Zeit!
Ich mag Deine Art zu schreiben!
Grüße nach Berlin
Der M. ausm Unicum ;)
Wer bist du denn bei Unicum? Schreib mir dort doch mal ne PN...;) Würde mich freuen. Und danke für das Kompliment. Wär schön, wenn du hier öfters mal reinliest.
lg,
Platy
Oh, gerade erst habe ich deinen Blog entdeckt. Dann bin ich jetzt immer auf dem Laufenden. ;) Cool!
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